Bad Iburg -
03.06.2023
Zugunglück in Bad Iburg: Landkreis Osnabrück übt den Ernstfall
Bad Iburg. Viel Martinhorn war am Vormittag des 03. Juni in dem Kurort im südlichen Osnabrücker Land zu hören. Von der Jugendherberge rückten Einsatzkräfte diverser Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks (THW) des Malteser Hilfsdienst (MHD) und vom Deutschen Roten Kreuz (DRK)…

Bad Iburg. Viel Martinhorn war am Vormittag des 03. Juni in dem Kurort im südlichen Osnabrücker Land zu hören. Von der Jugendherberge rückten Einsatzkräfte diverser Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks (THW) des Malteser Hilfsdienst (MHD) und vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) zu einer Übung in den Stadtteil Ostenfelde aus. Im Verlauf wurden die realistisch geschminkten Verletztendarsteller von der Einsatzstelle aus zum Gymnasium Bad Iburg transportiert. Hier endete die Übung in einem fiktiven Krankenhaus.

Gegen 10:10 Uhr meldeten Passanten über den Euronotruf 112, dass ein Personenzug im Bereich zwischen dem Bahnübergang am „Lettweg“ und der Eisenbahnbrücke über der Straße „Zwischen den Wellen“ zum Stillstand gekommen sei. Zuvor hatten sie einen Knall wahrgenommen. Dieser Notruf war der Startschuss für eine groß angelegte Übung des Landkreises Osnabrück.

Die Ortsfeuerwehren Bad Iburg und Glane wurden daraufhin umgehend alarmiert. Des Weiteren entsendete die Regionalleitstelle Osnabrück einen Rettungswagen sowie ein Notarzteinsatzfahrzeug. Kurz darauf ging ein weiterer Notruf ein. Diesmal wurde von einem verletzten Fahrradfahrer in der Nähe eines Bahnübergangs berichtet. Weitere Rettungskräfte wurden entsandt.

Vor Ort trafen die Einsatzkräfte auf eine unübersichtliche Situation. Ein Zug war an einem unbeschrankten Bahnübergang mit zwei PKW kollidiert und schob diese einige hundert Meter vor sich her. Auch der Fahrradfahrer war bei diesem Zusammenstoß involviert und lag entsprechend verletzt an den Gleisen. Bei den Insassen kam es in Folge des Aufpralls ebenfalls zu teils schweren Verletzungen. Zwei Personen waren vom Zug gestürzt und lagen im Gleisbett und in einem Graben. Die Einsatzstelle war durch einen Höhenunterschied zwischen Straße und Gleisen schlecht für die Feuerwehr erreichbar. Aus der anderen Richtung musste fußläufig eine längere Strecke zurückgelegt werden, um die verunfallte Bahn zu erreichen.

DLRG und Mitglieder des Spielmannszug Glane sorgen für echten Einsatzstress

Professionell geschminkte Wunden ermöglichen es, realitätsnah zu üben.

Mit viel Geschrei, Kunstblut und lauter Musik wurde für realistische Bedingungen im und um den Zug gesorgt. Das Übungsszenario beinhaltete unter anderem, dass der verunfallte Ausflugszug auch mit alkoholisierten Fahrgästen gefüllt war. Hier waren die Mitglieder des Spielmannszugs Glane eingebunden. Lauthals singend versuchten sie ihre Feierlichkeit aufrecht zu erhalten und hatten für den Trubel der Rettungskräfte um sie herum wenig Verständnis.

Zeitgleich boten die Darsteller von der Realistischen Unfall- und Notfalldarstellung der DLRG ein realitätsnahes Bild von Verletzungen verschiedenster Art. Vor Beginn der Übung hatten sie sich professionell geschminkt, damit das medizinische Personal aus Haupt- und Ehrenamt realitätsnah üben konnte. Allein in den beiden PKW waren vier Unfallopfer eingeklemmt und mussten betreut, versorgt und befreit werden. Aufgrund des Unfalls gerieten sie in Panik und schrien nahezu ununterbrochen um Hilfe. Feuerwehr und Rettungskräfte arbeiteten Hand in Hand, um die Personen mit hydraulischem Rettungsgerät befreien zu können. Weitere Verletzte im Zug mussten ebenfalls versorgt und aus den Waggons getragen werden. Zudem lagen andere Verletzte im Gleisbett und eine weitere Person befand sich unterhalb der Gleise, schlecht zu erkennen in einem Feld.

Angehende Notfallsanitäter stellen ihr Können unter Beweis

Die Rolle des Rettungsdienstes übernahmen Auszubildende des DRK-Rettungsdienst im Landkreis Osnabrück. Begleitet wurden sie dabei von Praxisanleitern und erfahrenen Kollegen. Als erste medizinische Einsatzkräfte am Unglücksort, war eine ihrerer herausfordernden Aufgaben, sich zunächst einen Überblick zu verschaffen und wichtige Strukturen aufzubauen.

Während die Feuerwehr die technische Rettung der Verunfallten vorbereitete, wurden durch den Rettungsdienst anfänglich alle Verletzten gezählt. Anschließend wurden die Verletzten gesichtet, also anhand der Schwere ihrer Verletzungen in verschiedene Kategorien eingeteilt. So wird gewährleistet, dass Personen mit schweren Verletzungen schnellstmöglich behandelt und schließlich abtransportiert werden können. Leicht- bzw. unverletzte Personen, die keiner sofortigen Behandlung bedürfen, blockieren dabei keine lebensrettenden Kapazitäten an Personal, Fahrzeugen oder Krankenhausplätzen.

Ein Großteil der Einsatzkräfte ist ehrenamtlich aktiv. Die MANV-Einheiten werden vom DRK und den Maltesern gestellt.

Massenanfall von Verletzten: Ehrenamtliche Einsatzkräfte unverzichtbar

Aufgrund der Rückmeldung des Rettungsdienstes stand schnell fest, dass die alarmierten Einsatzkräfte nicht ausreichen. Aufgrund der Vielzahl an Patienten handelte es sich um einen „Massenanfall von Verletzten“ (MANV). Die Regionalleitstelle alarmierte daraufhin MANV-Einheiten des Landkreises Osnabrück. Diese rein ehrenamtlichen aufgestellten Einheiten werden durch das DRK und den MHD betrieben. Sie bilden dabei eine wichtige Stütze, um auch bei einer Großzahl an Verletzten diese versorgen und transportieren zu können, ohne dass es dabei zu einer Überlastung des Rettungsdienstes kommt.

Sie bringen neben Rettungs- & Krankentransportwagen auch Sonderfahrzeuge wie Gerätewagen Sanität (GW San) oder Einsatzleitfahrzeuge mit. Dadurch besteht die Möglichkeit, Patientenablagen mit Behandlungszelten einzurichten und eigenständig die Anmeldung und den Transport in geeignete Krankenhäuser zu organisieren und durchzuführen.

Technische Einheit Bahn sind Spezialeinheiten bei Zugunfällen

Mit Loren wurden die Verletzten von der Unglücksstelle zu den Rettungsfahrzeugen gebracht.

Die Kreisfeuerwehr Osnabrück verfügt über mehrere Technische Einheiten Bahn (TE Bahn). Diese sind zusammengestellt aus Fahrzeugen mehrerer Ortsfeuerwehren und werden jeweils durch Fahrzeug und Personal des THW vervollständigt. Durch Ausrüstung wie bspw. Loren zum Patienten- & Materialtransport sowie die regelmäßige Aus- & Fortbildung, sind sie speziell für den Einsatz auf Bahnanlagen vorbereitet.

Zwei dieser Einheiten waren vor Ort im Einsatz. Unter anderem haben sie den Transport der Verletzten vom Zug zu den Fahrzeugen der Hilfsorganisationen durchgeführt und damit eine Behandlung bzw. einen Weitertransport zum Krankenhaus ermöglicht. Das Augenmerk wurde unter anderem auch auf die Zusammenarbeit und Schnittstellen mit den lokalen Feuerwehren aus Bad Iburg gesetzt.

Neben den TE Bahn war seitens der Kreisfeuerwehr Osnabrück auch die Informations- und Kommunikationsgruppe mit dem Einsatzleitwagen 2 vor Ort. Diese Einheit unterstützt den Einsatzleiter und ist für die gesamte Kommunikation vor Ort zuständig. Hier laufen sämtliche Fäden aller beteiligten Einheiten, Organisationen oder Behörden zusammen. Neben diversen Kommunikationsmöglichkeiten verfügt das Fahrzeug auch über einen Besprechungsraum.

Nachbesprechung folgt

Nach dem Übungsende erhielten alle Einsatzkräfte die Möglichkeit, sich im Gymnasium Bad Iburg zu stärken. Die Verpflegungsgruppe der Malteser Glandorf sorgte dabei für das leibliche Wohl.

In lockerer Runde hatten die Einsatzkräfte die Möglichkeit für einen ersten Austausch. In der kommenden Zeit wird die Übung detailliert nachbesprochen und ausgewertet um Pro & Contra herauszuarbeiten. In einem ersten Resümee zeigte sich sowohl die Übungsleitung wie auch die Einsatzleitung mit dem Verlauf zufrieden.

Danke

An dieser Stelle gilt ein besonderer Dank den haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräften sowie allen Beteiligten, die an dieser Übung in ihrer Freizeit mitgewirkt haben. Dieses Engagement ist ein wichtiger Beitrag innerhalb unserer Gesellschaft und trägt zu ihrer Sicherheit bei.


Text & Bilder: Stadtfeuerwehr Bad Iburg / Leuders

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