Dafür wurde für ein ganzes Wochenende ein 60 Quadratmeter großer Container der Firma Feuercon aus Erkrath auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr Bad Essen Eielstädt Wittlage an der Schulallee aufgestellt. Das Szenario: Eine Wohnung steht in Vollbrand. Mehrere Personen, darunter auch Kinder, sowie explosionsgefährdete Gasflaschen sollen sich noch darin befinden.
Die Aufgabe: Ein Trupp aus drei Atemschutzgeräteträgern (AGT) soll die Gasflaschen und die Puppen, die die vermissten Personen darstellen, finden und aus den Flammen bergen. Vor allem die Wärmegewöhnung und die Einsatztaktik bei der Personensuche sollen geübt werden.
Null Sicht
Die größte Herausforderung für die Einsatzkräfte ist die Nullsicht in den dunklen, stark verrauchten Räumen. „Ich konnte gerade so den Helm meines Vordermanns erkennen“, schildert Steffen Henn von der Feuerwehr Wimmer seine Erfahrung.
Die Feuerwehrmänner müssen sich, auf dem Boden kriechend, allein auf ihren Tastsinn verlassen. Sie können sich nicht aufrichten. Je höher sie sich im Raum befinden, desto größer ist die Hitze. „Wir haben auf 2,40 Metern Höhe einen Hitzeunterschied von mehreren hundert Grad Celsius“, so Feuercon-Ausbilder Florian Bethmann. Die Hitze in Kombination mit dem Rauch und der geringen Sicht könne zu Beklemmungen und zu einem „hohen Stresslevel“ führen, erklärt der Ausbilder.
Aufgaben
Bethmann ist einer von sechs Ausbildern, die am Wochenende die Feuerwehrkameraden bei ihrem Einsatz im brennenden Container begleiten. Sie sind dafür verantwortlich, dass den Feuerwehrleuten während der Übungen nichts zustößt. Sie helfen den Kameraden jedoch nicht beim Aufspüren der Gasflaschen oder der vermissten Personen – diese müssen die Feuerwehrmänner selbst finden.
Die Aufgaben der Ausbilder enden nicht, wenn die Feuerwehrmänner aus dem Container steigen. Sie zeigen den Kameraden, wie die Ausrüstung und die Einsatzkleidung dekontaminierend abgelegt werden soll. „Es ist wichtig, dass die Kameraden auch so etwas verinnerlichen“, betont Bad Essens Gemeindebrandmeister Jens Wagener. Bei Wohnungsbränden könne es vorkommen, dass durch das Verbrennen von Kunststoff giftiger Brandrauch entsteht. Nach der Übung geben die Ausbilder den Feuerwehrleuten Rückmeldung, was sie verbessern können.
Die Ausbilder
Die sechs Ausbilder, die in Bad Essen die Container auf- und abbauen, die Begehungen durchführen, Rückmeldungen geben und das Equipment vorbereiten, sind selbst auch Feuerwehrleute. Sie haben eine Weiterbildung absolviert und wurden dann geprüft, um als Realbrandausbilder Schulungen durchführen zu können. Jeder Ausbilder geht an einem Wochenende vier bis fünf Mal mit Einsatztrupps durch die Anlage. „Das ist schon sehr anstrengend“, so Ausbilder Steven Schipper.
Maximal 40 Übungsteilnehmerinnen und -teilnehmer können den Parcours pro Tag absolvieren. Dieses Kontingent wurde an der Schulallee mit 80 Anmeldungen komplett ausgenutzt. „Wir sind mehr als zufrieden über die Beteiligung der Kameraden“, freut sich der stellvertretende Gemeindebrandmeister Volker Hausfeld. In allen Ortsfeuerwehren der Gemeinde gibt es derzeit 136 Atemschutzgeräteträger, die einen aktuellen Leistungsnachweis vorzeigen können und somit berechtigt waren, am Lehrgang teilzunehmen. „Wir hatten im Vorfeld befürchtet, dass wir nicht alle Plätze am Wochenende besetzen könnten“, erklärt Hausfeld.
110 Anmeldungen
Diese Befürchtungen waren jedoch unbegründet: 110 Anmeldungen aus den Wehren gingen ein, 30 Feuerwehrleuten musste abgesagt werden. „Priorität hatten vor allem die jungen Kameraden, die bisher wenig Einsatzerfahrungen sammeln konnten“, erklärt Wagener. Die Personen, die keinen Platz bekommen hatten, würden aber bei kommenden Lehrgängen den Vorrang erhalten.
Bad Essens Bürgermeister Timo Natemeyer indes freut sich über den Einsatz und die Lernbereitschaft der Feuerwehrleute sowie über die „Ideen und die Vorschläge für Übungen“, die bei der Gemeinde eingingen. „Wir unterstützen euch immer sehr gerne“, versichert er.
Dankbar
„Wir sind dankbar, dass die Unterstützung von Seiten der Gemeinde so unkompliziert läuft“, betont Hausfeld. Die Kosten der Ausbildung allein liegen bei ungefähr 10.000 Euro. Dazu kommen Verpflegung, Fahrt- und Reinigungskosten sowie ein hoher logistischer Aufwand. Für den Lehrgang müssen beispielsweise Atemschutzgeräte von der Feuerwehrtechnischen Zentrale ausgeliehen werden. Trotz des hohen Aufwands fällt das Fazit positiv aus. Wolfgang Kirstein-Bloem, stellvertretender Vorsitzender des Feuerwehrausschusses, hat sich selbst durch den Rauch gekämpft und resümiert: „Es war eine super Erfahrung und sehr lehrreich.“