Ich belege den Lehrgang „Truppmann 1“ bei der Freiwilligen Feuerwehr in Melle. Die Hälfte habe ich nun herum: Am Samstag haben wir uns vom Raiffeisen-Silo abgeseilt. Und in der jüngsten Theoriestunde musste ich mein Wissen auf die Probe stellen.
In diesem Artikel erfährst Du:
- Wie es unserer Reporterin Ronja beim Feuerwehrfrau-Lehrgang ergeht
- Mit welchen Gefühlen sie die Abseilübung erlebt hat
- Wie ihre erste Theorieprüfung ausgefallen ist
Eigentlich habe ich keine Höhenangst. Wenn du aber in acht Metern Höhe auf einem wackeligen Geländer stehst und dich an einem Stahlträger festhalten musst, bevor du dich langsam nach hinten loslässt, sollte spätestens dann dein Menschenverstand einsetzten und signalisieren: „Irgendwie könnte das gefährlich werden.“
Gut gesichert am Siloturm in Altenmelle
Auch, wenn es gar nicht gefährlich ist. Wir sind am Samstagmorgen vor dem Abseilen vom Raiffeisen-Silo in Altenmelle gründlich gesichert worden. Dafür ist sogar die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Melle-Mitte dazu gekommen. Trotzdem habe ich ein mulmiges Gefühl, als mir die Ausbilder Pia Beckmann und André Horst mir den Sicherheitsgurt anlegen.
Kurze Einweisung bevor es los geht
„So, dann kannst du schonmal hochgehen“, spricht Pia Beckmann zu mir und zeigt auf die Plattform am Silo. Alles klar. Erstmal hochgehen. Insgeheim bin ich ein bisschen aufgeregt. Es ist eine Mischung aus Respekt vor der Höhe und Neugier auf das Abseilen. Oben angekommen, erhalte ich eine kurze Einweisung: Mein Sicherungsseil muss ich im ausgestreckten Arm in der Handinnen□äche halten. Wenn ich langsamer werden möchte, einfach das Seil nach oben halten. Wenn ich schneller werden möchte, halte ich das Seil weiter nach unten.
Jetzt wird abgeseilt: Augen zu und durch
Und dann geht es auch schon los: Als ich über das Geländer steige, muss ich mich kurz überwinden. Ganz schön wackelig, denke ich. Nützt nichts. Jetzt gibt es sowieso kein Zurück mehr. Und irgendwie freue ich mich ja auch auf das Abseilen. Also heißt es: Augen zu und durch.
Als ich mich schließlich nach hinten lehne und das Geländer loslasse, baumele ich kurz in der Luft, bis ich schließlich meinen Arm nach unten bewege und Geschwindigkeit aufnehme. Kurz darauf habe ich auch schon wieder Boden unter meinen Füßen. Ich muss lachen, denn ich hatte mir das Abseilen viel schlimmer vorgestellt.
Auch meine Kameraden haben Spaß beim Abseilen. „Wenn du dich einmal überwunden hast, ist es wirklich nicht schlimm“, sprechen wir uns gegenseitig Mut zu. Schlussendlich sind wir mächtig stolz darauf, dass wir uns alle überwunden haben. Dabei fällt mir auf, dass die Übungen und vor allem die Kameradschaft bei der Feuerwehr mein Selbstbewusstsein stärken und ich immer mehr aufblühe.
Im weiteren Verlauf des Tages beschäftigen wir uns mit der technischen Hilfeleistung. Also: Welche Geräte für die technische Hilfeleistung gebraucht werden und wie man diese anwendet. Dabei gehen wir verschiedene Rettungsszenarien durch. Ich bin erstaunt darüber, dass es so viele Wege gibt, eine Person zu retten. Sei es mit der Steckleiter oder einem Brecheisen und ein paar Holzblöcken.
Prüfung in der Theoriestunde
In unserer dritten Theoriestunde am Montagabend müssen wir schließlich unser bisher erlerntes Wissen auf den Prüfstand stellen. Wir gehen einen Prüfungsbogen aus dem Vorjahr durch. Als ich die Fragen vor mir habe, steigt meine Nervosität ein wenig. Irgendwie fühle ich mich noch nicht bereit für eine Prüfung.
Die theoretische Prüfung besteht aus 20 Multiple-Choice-Fragen. Ich muss mindestens 50 Prozent, also mindestens zehn Fragen richtig beantworten, um zu bestehen. Setze ich ein Kreuz falsch oder ein Kreuz zu wenig, wird die Antwort als falsch gewertet. Wir haben 15 Minuten Zeit, dann kontrollieren wir die Ergebnisse. Ich freue mich. Ich habe neun Fehler. Es ist kein besonders gutes Ergebnis, trotzdem bin ich stolz darauf, dass ich in so kurzer Zeit anscheinend einiges gelernt habe. Vielleicht wird die Feuerwehr ja doch noch was für mich – so schlecht stelle ich mich, glaube ich, nicht an.
Quelle: Meller Kreisblatt