Melle -
17.03.2023
Mein Tagebuch vom Truppmann-Lehrgang – Ich werde Feuerwehrfrau in Melle: Der erste Praxistag – und wir tanzen Ballett
Eine Kolumne von Ronja Ackermann:

Ich absolviere den Lehrgang „Truppmann 1“ bei der Freiwilligen Feuerwehr in Melle. Auf dem Programm: meine erste Praxisstunde. Wir haben Ballett getanzt, gekegelt und geknotet. Ich hatte viel Spaß, jetzt habe ich Muskelkater.

In diesem Artikel erfährst Du:

  • Wie es ist, den Grundlehrgang bei der Feuerwehr zu absolvieren
  • Was unsere Reporterin Ronja in ihrer ersten Praxisstunde erlebt hat
  • Was Feuerwehrleute unter Ballett verstehen

In meiner ersten Theoriestunde wurde ich ja schon vorgewarnt, dass der Praxisunterricht ziemlich hart werden kann. Was mir bis dahin verschwiegen worden ist: Der Spaß überwiegt die Anstrengung – und somit war es gar nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte.

Als wir – die 30 Teilnehmer und die Ausbilder – am Samstag um 8.30 Uhr vor dem Feuerwehrhaus in Altenmelle zusammenkommen, stehe ich in meiner Schutzausrüstung bereits in den Startlöchern für einen ereignisreichen Tag. Die Ausrüstung darf ich mir für die Praxisausbildung von einer Feuerwehrfrau aus Altenmelle leihen; später werde ich ein schlechtes Gewissen haben, weil die Kleidung während einiger Übungen ziemlich schmutzig wird.  

Aber von Anfang an: Wir werden in drei Gruppen zu je zehn Teilnehmer eingeteilt. Ich bin in der ersten Gruppe. Als wir alle zusammen an dem uns zugeteilten Einsatzwagen stehen, heißt es aufsitzen und zum Übungsplatz fahren. Mein inneres Kind grinst, denn für mich ist es die erste Fahrt in einem Feuerwehrauto. Ich finde das total spannend. Meine Kameraden hingegen schauen, als sei es das normalste der Welt, in einem Feuerwehrauto durch die Gegend zu fahren – ist es für sie wahrscheinlich auch. Die meisten von ihnen sind bereits seit der Jugendfeuerwehr dabei und haben somit schon mehrere Runden im Einsatzwagen gedreht. Ich bin eigentlich Reporterin und sitze normalerweise am Schreibtisch.

Die Schutzkleidung ist bei den Übungen dreckig geworden: „Macht nichts“, wird mir zurückgemeldet.

Start auf dem Übungsplatz

Am Übungsplatz angekommen, heißt es absitzen – und ich werde direkt korrigiert: Man steigt grundsätzlich rückwärts aus dem Einsatzwagen aus. Abgespeichert. Dann gibt es eine Einweisung für das Feuerwehrauto: Mit welchen Geräten das Fahrzeug ausgestattet ist und wo diese verstaut sind. Ich höre aufmerksam zu und versuche mir die Begriffe zu merken – was ziemlich schwer ist, wenn man vorher noch nie etwas von einem C-Schlauch oder einem Saugkorb gehört hat.

Schließlich wird unsere Gruppe wieder in zwei aufgeteilt und wir beginnen mit dem Üben. „Wir brauchen zwei Mehrzweckleinen und eine Saugleitung, also ein Saugrohr und einen Saugkorb“, gibt Ausbilder Andre Horst an. Ich überlege: Was genau war nochmal ein Saugkorb? Während ich zum Einsatzwagen gehe, haben die anderen bereits alles zusammengesucht – auch gut, denke ich. Im Laufe des Tages werde ich jedoch immer schneller beim Finden der Gegenstände und muss mich nicht mehr auf meine Kameraden verlassen, sondern weiß, was gemeint ist.

Die Kunst der Knoten

Dann geht es an das Knoten. Wir üben den Mastwurf. Das ist ein Knoten, der in unserem Fall zum Befestigen der Halteleine an der Saugleitung und dann zum Hochziehen aus dem Gewässer dient. André Horst macht es uns zweimal vor und dann sind wir an der Reihe. Ich versuche es als Erste und stelle fest: Es sieht leichter aus, als es ist. Mein Problem ist, dass ich beim Knoten zu viel nachdenke und dann durcheinander komme. Doch nach einigen Versuchen und viel Geduld und Hilfestellung meiner Kameraden bekomme ich es auch hin – und bin stolz auf meine Leistung.

Das Knoten ist vor allem mit den Handschuhen eine Herausforderung.

Später soll ich auch den doppelten Ankerstich lernen. Der dient zum Befestigen von Gegenständen beim Hochziehen. Ich □nde ihn leichter als den Mastwurf, brauche jedoch auch hier ein paar Anläufe, bis ich verstehe, was ich genau mit dem Seil anstellen soll. Was mir das Knoten zusätzlich erschwert, sind die Handschuhe. Ich habe mich vorher noch nie mit Knoten auseinandergesetzt und merke, dass ich Spaß an der Logik, die sich dahinter verbirgt, □nde. Wenn ich mir aber vorstelle, dass man den Mastwurf oder doppelten Ankerstich im Einsatz, ohne Licht und unter Zeitdruck, beherrschen muss, wird mir anders zumute.

Ich komme ins Schwitzen

Nach dem Knoten komme ich ins Schwitzen: Wir beginnen Schläuche aus- und aufzurollen. Ähnlich wie bei den Knoten sieht es auch hier leichter aus, als es ist. Wir arbeiten mit C-Schläuchen. Das sind die kleinsten Feuerwehrschläuche auf dem Einsatzwagen. Trotzdem merke ich, dass ich nicht wöchentlich meine Arme trainiere. Beim Ausrollen muss man, ähnlich wie beim Kegeln, den Schlauch bodennah, nach vorn auswerfen. Ich habe zuerst Probleme dabei, den Schwung zu behalten und somit rollt mein Schlauch nur ein Stück, bis er schließlich noch halb aufgewickelt umkippt. „Na toll“, denke ich. „Nichts funktioniert hier auf Anhieb.“ Aber das ist auch gar nicht schlimm. Pia Beckmann übt mit uns das Schlauchrollen und nimmt mir den Frust: „Du musst erstmal deine eigene Taktik entwickeln, dann klappt das von ganz allein.“

Aber bevor ich den Schlauch wieder auswerfen kann, muss ich ihn in Ausgangsposition bringen. Dafür hole ich mir ein Ende wieder zurück und lege den Schlauch quasi doppelt. Dann heißt es aufrollen: Und das geht in die Arme. „Das machst du richtig gut“, lobt Pia Beckmann mich. So schlecht habe ich mich also nicht angestellt.

Pause an der Wache in Altenmelle

Bevor wir schließlich zum Ballett kommen, gibt es für uns erstmal eine Pause. An der Feuerwehrwache in Altenmelle steht schon das Essen bereit. Auch die anderen Gruppen trudeln langsam in der Wache ein und wir bauen gemeinsam die Bierzeltgarnituren zum Essen auf. Ich bin begeistert von der Gemeinschaft, die sich bei der Feuerwehr als selbstverständlich erweist. Jeder packt mit an, und nach kurzer Zeit sitzen wir beisammen und verputzen das Mittagessen.

Das Ballett ist gar kein Ballett

Das Ballett ist eigentlich eine Schrittfolge, stelle ich in der zweiten Hälfte unseres Praxistages fest. Wir proben die Wasserentnahme aus einem offenen Gewässer. Also beispielsweise aus einem Teich oder Fluss. „Erstmal bilden wir eine Löschgruppe“, erklärt André Horst. Dafür brauchen wir einen Gruppenführer sowie einen Maschinisten und zwei Trupps (bestehen aus Führer und Mann): den Wassertrupp und den Schlauchtrupp. Ziemlich viel Theorie, denke ich.

Ich bin Schlauchtruppführerin und nehme meine Position hinter dem Wassertruppführer ein. Wir beginnen die Saugschläuche aneinander anzukuppeln, dabei stehen wir über der Saugleitung. Jetzt kommt das Ballett ins Spiel: Wir müssen austreten, also uns neben die Saugleitung stellen, zwei Schritte vorsetzten und wieder eintreten, also wieder über der Saugleitung Platz nehmen. So weit, so gut. In den kommenden Durchläufen versuche ich auf so vieles zu achten, dass ich die Schrittfolge vergesse anzuwenden. „Ist nicht so schlimm“, sagt André Horst. „Dafür üben wir das ja.“

Erschöpft und glücklich

Um 16.45 Uhr sind wir schließlich mit dem Unterricht durch und fahren zurück zur Feuerwehrwache nach Altenmelle. Ich merke, dass ich Blut geleckt habe: Das hat wirklich richtig Spaß gemacht. Auch wenn ich vom Tag und dem vielen Input erschöpft bin, fahre ich hoch motiviert und mit Vorfreude auf die nächste Praxisstunde nach Hause. Worauf ich besonders gespannt bin: Wir werden uns kommenden Samstag aus der Höhe abseilen. Ob ich Höhenangst bekomme? Ich werde es feststellen – und berichten.

Quelle: Meller Kreisblatt

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