„Es kommt nicht darauf an, was einem Menschen zustößt, sondern darauf, wie er damit umgeht!“
(Zitat Kognitive Interpretation vom Vater der Stressforschung und Mediziner Hans Selye)
Täglich sind haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst & Co für die Menschen in der Region Osnabrück im Einsatz. Häufig werden sie hierbei mit potentiell belastenden Situationen konfrontiert. Das muss nicht immer der schwere Verkehrsunfall oder der Großbrand sein, auch harmlos erscheinende Einsätze können von Einsatzkräften als stark belastend empfunden werden.
Mitunter kommt es vor, dass das Erlebte auch nach Einsatzabschluss eine Belastung für Körper und Geist darstellt. Oft hilf ein einfaches Gespräch mit Kollegeninnen und Kollegen bzw. Kameradinnen und Kameraden. Um dies zu ermöglichen und Einsatzkräfte bestmöglich unterstützen zu können, haben Stadt und Landkreis ein gemeinsames organisationsübergreifendes Einsatznachsorgeteam aufgestellt.
Die Einsatznachsorge kann jederzeit über die Regionalleitstelle Osnabrück angefordert bzw. kontaktiert werden.
Unterstützung auf Augenhöhe – vor, während & nach dem Einsatz
Im Fokus steht die Kollegenhilfe. Alle Teammitglieder stammen aus Hilfsorganisationen, der Berufsfeuerwehr, den Freiwilligen Feuerwehren oder dem THW. Zudem findet derzeit ein Austausch mit der Polizei Osnabrück statt, um eine mögliche Kooperation zu prüfen.
Dank ihrer Einsatzerfahrung kennen die Teammitglieder die besonderen Herausforderungen, welche Beruf bzw. Ehrenamt mit sich bringen. Abläufe, Aufgaben oder mögliche Komplikationen bei Einsätzen sind ihnen bekannt. So können sie sich schnell in die geschilderten Situationen hineinfinden. Sie erkennen Belastungen, identifizieren die Ursache und helfen den Einsatzkräften auf die eigenen Stressbewältigungsstrategien zurückzugreifen.
Darüber hinaus ist das Einsatznachsorgeteam in der Prävention tätig. Angeboten werden Dienstabende und Informationsveranstaltungen zum Themenkomplex Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV). Ziel ist es, Einsatzkräfte auf belastende Situationen vorzubereiten, Bewältigungsstrategien zu vermitteln und offene Fragen zu klären.
Zudem kann die Einsatznachsorge auch bei laufenden Einsätzen eingesetzt werden. Vor Ort wird ein Teammitglied beratend tätig, um Führungskräfte zu entlasten. Belastungen für eingesetzte Einsatzkräfte können dadurch frühzeitig erkannt und nach Möglichkeit minimiert werden. Darüber hinaus können weiterführende Einsatznachsorgeangebote vorbereitet und koordiniert werden.
Internationales Kurssystem
Qualifiziert und ausgebildet nach dem international anerkannten System Critical Incident Stress Management (CISM) der University of Maryland, Baltimore County (UMBC) und Dept. of Emergency Health Services Professional and Continuing Education (PACE). Es stammt ursprünglich aus den USA, und ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannt. Bewährt und aktiv eingesetzt unteranderem durch die Vereinten Nationen, die Bundeswehr und das THW.
Das Einsatznachsorgeteam ist Teil der Psychosozialen Notfallversorgung für Einsatzkräfte (PSNV-E).Entsprechend müssen sich die Teammitglieder besonders aus- und fortbilden – zusätzlich zu ihrem regulären Dienstbetrieb in den entsendenden Organisationen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres konnten zehn Einsatzkräfte erfolgreich qualifiziert werden, sodass nun insgesamt 13 Teammitglieder zur Verfügung stehen. Stattgefunden haben die Seminare am Ausbildungszentrum der Berufsfeuerwehr Osnabrück.
Zum Repertoire gehören Gruppen- wie auch Einzelinterventionen. Bei jeder Anfrage wird individuell besprochen, welche Variante am besten geeignet ist. Somit können Einsatzkräfte bestmöglich unterstützt werden.
Abschließend ist es ganz wichtig zu erwähnen: „Es sind NORMALE Reaktionen NORMALER gesunder Menschen auf unnormale Ereignisse!“
Text:
Einsatznachsorgeteam Region Osnabrück
Daniela Sommerau, Carsten Bente, Julian Leuders