Osnabrück -
26.10.2022
Ehrenamtliche Mobile Retter seit fünf Jahren erfolgreich in Stadt und Landkreis Osnabrück im Einsatz
Osnabrück. Eine App als regionale Erfolgsgeschichte: Die Mobilen Retter sind seit fünf Jahren in Stadt und Landkreis Osnabrück per App, also einer Funktion auf dem Smartphone, aktiv. Inzwischen haben sich mehr als 1.300 Bürgerinnen und Bürger mit entsprechender Qualifikation als…

Osnabrück. Eine App als regionale Erfolgsgeschichte: Die Mobilen Retter sind seit fünf Jahren in Stadt und Landkreis Osnabrück per App, also einer Funktion auf dem Smartphone, aktiv. Inzwischen haben sich mehr als 1.300 Bürgerinnen und Bürger mit entsprechender Qualifikation als Mobile Retter in der Region Osnabrück engagiert und bisher mehr als 1.500 Einsätze absolviert. Das Beispiel des Bad Iburger Feuerwehrmannes Frank Hengelbrock, der zufällig als erster Retter zum Zusammenbruch seines guten Bekannten Ralf E. gerufen wurde und ihm das Leben retten konnte, zeigt die Chancen des Projektes.

Darum geht´s: Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Sekunde. Das Projekt Mobile Retter hat das Ziel, die Rettungskette entscheidend zu ergänzen. Ehrenamtliche qualifizierte Mobile Retter werden über eine App alarmiert und können, wenn sie bei einem Notfall in der Nähe sind, Erste Hilfe leisten, bis der Rettungsdienst eintrifft. In der Region Osnabrück haben die Mobile Retter seit der Einführung vor fünf Jahren so bereits mehr als 1.500 Einsätze erfolgreich absolviert und sind im Schnitt innerhalb von 3:51 Minuten am Einsatzort.

Auch Feuerwehrmann Frank Hengelbrock aus Bad Iburg ist seit gut fünf Jahren als ehrenamtlicher mobiler Lebensretter dabei und hatte bisher rund 15 Einsätze, wobei ihm ein Fall besonders im Gedächtnis geblieben ist: An einem Sonntagvormittag war Hengelbrock mit seiner Familie unterwegs, als sich plötzlich die Mobile Retter App auf seinem Handy meldete. Als er den Einsatz übernommen habe, sei ihm sofort aufgefallen: „Ich kannte die Adresse, es war die meines guten Bekannten Ralf.“ Vor Ort habe die Tochter des Betroffenen weinend an der Tür gestanden: „Frank, es ist Papa, bitte hilf uns“. Er sei sofort die Treppe hochgesprintet, habe Ralf E. am Boden liegen sehen und bis zum Eintreffen der alarmierten Rettungskräfte eine Herzdruckmassage durchgeführt. Danach habe er den Transport durch das enge Treppenhaus bis zum Rettungswagen organisiert. Und als der Einsatz vorbei war, habe er sich noch um Frau und Kinder seines Bekannten gekümmert. Anschließend seien ihm die möglichen Konsequenzen dieser freiwilligen Arbeit bewusstgeworden: „Komme ich damit klar, wenn es um Familie, Freunde, Verwandte geht?“ Denn nicht immer liefen Einsätze so relativ glimpflich ab: Ein paar Wochen zuvor etwa habe er einem 66-Jährigen nichts mehr machen können – wie übrigens leider bei mehr als der Hälfte seiner Einsätze.

Seine Erfahrungen als Feuerwehrmann seien nach Hengelbrocks Worten aber hilfreich, um mit den Extremsituationen umzugehen. Und ebenso hilfreich sei, dass nach jedem Einsatz die Nachfrage der Regionalleitstelle Osnabrück, ob es ihm gut gehe und wie der Einsatz verlaufen sei. Seine Entscheidung, mobiler Retter zu werden, habe er bislang nicht bereut: „Das steht für mich nicht zur Diskussion und ich glaube wirklich, dass es etwa bei Ralf genau den Unterschied gemacht hat, dass ich vor Ort war.“

Nicole Steinsiek als Ärztliche Leitung des Rettungsdienstes der Stadt Osnabrück weist auf die breite Unterstützung des Projektes hin: „Wir sind sehr stolz und dankbar dafür, was die mittlerweile mehr als 1.300 aktiven Mobilen Retter seit der Einführung des Projektes am 27. August 2017 geleistet haben und wir danken allen Beteiligten von ganzem Herzen für ihren starken und unermüdlichen Einsatz.“ Und auch der regionale Ansprechpartner Amin Schnieder vom Landkreis Osnabrück betont: „Mobile Retter engagieren sich ehrenamtlich, leisten aktive Nachbarschaftshilfe und beweisen bürgerschaftliches Engagement, wofür wir uns sehr bedanken.“ Die Rettungskette werde dadurch an entscheidender Stelle gestärkt, ohne eine Änderung an der bisherigen etablierten Struktur des Rettungsdienstes vorzunehmen, so Schnieder.

Und so funktioniert es genau: Geht ein Notruf auf der Nummer 112 mit der Meldung Herz-Kreislauf-Stillstand oder Bewusstlosigkeit in der Regionalleitstelle im Kreishaus ein, lösen die Disponenten neben dem Alarm für den Rettungsdienst auch eine Alarmierung über die Mobile-Retter-App aus. Das System ortet dann registrierte Ersthelfer im unmittelbaren Umkreis des Einsatzortes und sendet eine Anfrage auf deren Smartphone. Sind Helfer in der Nähe, können sie als ehrenamtliche Mobile Retter sehr oft schneller als der Rettungsdienst am Notfallort sein und bis zu dessen Eintreffen bereits qualifizierte lebensrettende Maßnahmen einleiten, die gerade in den ersten Minuten entscheidend sind.

Es ist für alle interessierten Personen mit folgenden und ähnlichen Qualifikationen möglich, ehrenamtlicher Mobiler Retter zu werden: Angehörige von Hilfsorganisationen, Ärzte, Rettungsdienstmitarbeiter, Feuerwehrleute, Gesundheits- und Krankenpfleger, DLRG, THW, Sanitätsdienst, Einsatzersthelfer Alpha/Bravo (Sanitätsausbildungsstufen der Bundeswehr). Einfach die Mobile Retter-App herunterladen, registrieren und für ein Training anmelden.

Weitere Informationen und die Option sich am Projekt zu beteiligen unter: www.mobile-retter.org/os

Text und Fotos: Landkreis Osnabrück  

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